Ausflug in den Eichenwald

Lesezeit ca. 3-4 min

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Schon länger liege ich Isabel in den Ohren uns endlich mit in den Wald zu nehmen. Sie ist Forstingenieurin und leitet einen Forstkreis zwischen Mont Vully und dem Jaunpass. Sie und Revierförster Thomas nehmen uns also mit auf einen Lehrausflug in den Wald.

Dass in der Schweiz der älteste Baum eine Lärche, der mit fast 60 Metern Höhe höchte Baum, eine Douglasie am Rigi ist und hier im Galmwald über 300 jährige Eichen wachsen, das und vieles mehr erfahren wir auf unserm Waldspaziergang.

Auch auf die Frage, weswegen nicht mehr Schweizer Holz verarbeitet wird suchen wir auf unserem Spaziergang nach Antworten. In vielen Ländern der Erde wächst der Wald, so in ganz Europa, China will die Waldfläche bis 2050 gar von 20% des Staatsgebiets auf 40% verdoppeln und auch in Russland, wo der Hiebsatz jährlich erhöht wird, Korruption, sowie grosse Planmässige aber notabene auch illegale Holzeinschläge stattfinden, wächst der jährliche netto Waldzuwachs. Trotzdem- global schwinden laut GEO die Forstflächen der Erde, wenn auch langsamer als noch in den 1990er Jahren. Damals gingen jährlich 83.000 km2 verloren, heute sind es 56.000 km2.

Im fribourgischen Galmwald kümmert sich Förster Thomas um hübsche Eichenbestände und forstet die ursprünglich zur Schweinemast gepflanzten autochthonen Traubeneichenbestände in einem Waldgebiet das sowohl dem Kanton Bern und Fribourg, sowie allen umliegenden Gemeinden, einigen privaten Parzellen und sogar der Diözese Lausanne/ Genf/ Freiburg gehört, kontinuierlich von Ost nach West wieder auf. Der Lichtbaum Eiche braucht viel Platz um sich zu entfalten und eine Krone ausbauen zu können. Von den tausenden Eicheln wachsen auf natürlich Art nur im Saum, also am Waldrand, wo genügend Sonne den Waldboden erreicht neue Exemplare heran. Dieser Femelschlag wird je nach Holzernte um ca. 10 Bäume in den Wald hinein verlegt, in diesem Bereich wächst Jungwald nach. Einzelne schöne geradewachsende Individuen werden dabei besonders gepflegt und vor Wildverbiss geschützt, um 80 bis 200 Jahre später von den nächsten Förster*innen geerntet werden zu können.

Auf einzelnen Flächen experimentieren die Förster mit Kastanienselven, Kirschbäumen und Nussbäumen. Im Gegensatz zu Wildkirschen, die im Wald lange gerade Stämme hervorbringen, sind Nussbäume im Wald aber ziemliche Tussies und reagieren auf kleinste nachbarschaftliche Veränderungen. Sie wachsen kaum je gerade. Für eine gesunde Ökovielfalt gehören diese laut Thomas aber einfach dazu, auch wenn sie für die Holzernte höchstens fürs Brennholz taugen.  

Auf Energieholz verfällt denn auch der Löwenanteil des geernteten Holzes. Je nach Region zwischen 70% und 90%.

Dies wiederum finde ich Wahnsinn! Ist doch super, dass wir soviel nachhaltige Energiegewinnung durch Waldverbrennung erreichen! Weis man allerdings, dass man Häuser ausschliesslich aus Holz bauen kann- und zwar auch architektonisch und ästhetisch wertvolle- welche nicht(!) oder höchstens leicht beheizt werden müssen, sogar im Winter, sind wir meiner Meinung nach doch rechte Idis, dies nicht zu tun.

Lediglich die Hälfte, der jährlich 10 Mio. m3 nachwachsendes Schweizer Holz wird heute genutzt. Ein gesunder, auch gegen Borkenkäfer oder Sturm gewappneter Schweizer Wald, kann je nach Angabe bis 8 Mio m3 nutzen. Damit liessen sich sämtliche neu gebauten Wohnbauten aus Holz bauen. Zu 100%! An manchen Stellen ist Beton sehr ansehnlich und auch praktisch, aber auch Sand- und wasserintensiv und muss kostenintensiv von folge Generationen entsorgt werden. Styropor ist ebenfalls ein Streitbares Material welches einfach durch Holz ersetzt werden kann.... ah und übrigens wusstest du, dass das Brennholz in der Landi aus Tschechien kommt? Und die Deko-Tannenzapfen vom Coop aus China (aber ich verliere mich).

Auch lernen wir von Thomas, dass der Hochwald, wie wir diesen jetzt kennen, womöglich den nächsten 30 Jahren Klimaveränderung nicht gewachsen sein wird. Baumhöhen von unter 25 Meter, wie in Südeuropa werden prognostiziert. Die durstigen Tannen und v.a. Buchen, dürften die laufenden Veränderungen eher schwer fallen. Als Beispiel dient der Basler Hardwald, wo sämtliche Buchen die letzten sehr heissen Sommer nicht überlebten.  

Klimagewinner gibt es aber auch. Beispielsweise Nussbäume oder eben Eichen. Übrigens zu den Eichen. Wir bei JACOBY beziehen ja auch nicht ausschliesslich Schweizer Holz. Je nach Standort und Bodenbeschaffenheit erhalten die Bäume eine ganz unterschiedliche Färbung im Holz. Nehmen wir die Traubeneichen aus der regenreichen Champagne. Sie wachsen auf durch die Flüsse Seine, Marne, Aube und Aisne gut entwässerten Böden. Die ganzen Tannine werden regelrecht aus den Wurzeln gewaschen. Helles fast weissliches Holz ist die Folge. Diese bilden, wenn sie viel Licht haben Klebäste aus. Die Folge im Holz feine verwachsene Ansammlungen von hübschen kleinen Ästen, wir nennen sie Katzenpfötchen.

Andererseits sind Eichen aus dem Burgund von viel Wind gefladert gezeichnet und wegen den Lehmhaltigen und mineralienreichen Böden bleiben die Gerbsäuren im Baum. Honig-, kupfer- oder amberfarbiges Holz ist die Folge. Bestrebungen verschiedene Domaine Bezeichnungen oder gar AOC Labels zu vergeben sind bis jetzt allerdings noch nicht erfolgreich.

Übrigens ist auch die Nachfrage nach Eichenmöbel hoch, ist es doch ein evergreen- im wahrsten Sinne des Wortes. Die Kreuzung der Stiel und Steineiche aus dem Mittelmeerraum ist immergrün. Dein Eichenmöbel bauen wir wie immer aus Wunsch und auf Mass.

Die global weit verbreiteten, ökologisch einfältigen Monokulturen sucht man in der Schweiz vergeblich. Auch Kahlschlag ist kein Thema. In den grossen Waldgebieten Kanadas oder Russlands kann man so natürlich kosteneffizient und ertragreich ernten. Wir bei uns im eng bewohnten Mitteleuropa pflegen unseren Wald quasi als Garten und Naherholungsgebiet. Eine kostenintensive und extrem vielfältige Aufgabe. Vielen Dank an dieser Stelle allen Forstarbeiter*innen und insbesondere Isabell und Thomas für eure Führung.

 

Auf spannende weiterführende Gespräche freuen wir uns jetzt schon mit all unseren Leser*innen, Kundinnen und Kunden sowie Partner*innen...

Mehr Infos zur Eiche gibts hier.

 

 

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