Eichenholz aus der Dynastie Österreich-Ungarn

Ein Gastbeitrag von Jakob Rötlisberer, der Holzfachmann und Einkäufer unseres Holzlieferanten Girsberger, schildert die Geschichte einer Eiche aus den wunderschönen Wäldern Sloweniens.

Wald, der Lebensspender dieser Erde (im nächsten Beitrag mehr zu diesem Thema)

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Was hat die Eiche erlebt, welche wir heute verarbeiten?

Dieser Frage gehe ich im Gespräch mit dem kroatischen Oberförster Davor Sumaric nach, welches ich hier sinngemäss zusammenfasse. (Febr. 2015)

Was die österreich-ungarische Monarchin Maria Theresia während ihrer Amtszeit (1740-1780) für uns hier geschaffen hat, war damals von höchster Weitsicht und bis heute ein Segen." Wir stehen jetzt hier mitten im „Gold Slavoniens“!

Die Landbevölkerung hier in Ostkroatien war arm und das Grundwasser zwischen den beiden Flüssen Save und Drava bedrohte die überlebenswichtige Ernte jedes Jahr. Die initiative, junge Herrscherin setzte einerseits die dringend nötige Bildungsreform um, brachte die Finanzen ins Lot und liess (unter vielen anderen Tätigkeiten) auch das Gebiet von Slavonien durch Experten analysieren. Mit diesen Erkenntnissen erschloss sie die ganze Region neu, baute Strassen (mit Anschluss ans zukünftig geplante Bahnnetz), strukturierte die Dörfer durch Zentren und Bildungsstätten, liess Ackerböden anlegen und pflanzte die Eiche an. Zur damaligen Zeit orientierte sich die moderne Welt immer am Vorbild Frankreichs - so auch im Waldbau. Diese neue Waldwirtschaft hatte von Anfang an die richtige Grundstruktur von händelbaren Parzellengrössen und Transportwegen. Die Pflege und Zucht der begehrten Eiche wurde von Beginn weg durch die Erkenntnisse des grossen westlichen Bruders geprägt. Darum haben wir hier so einheitliche und gerade Baumbestände. Farblich und strukturell sehr gleichmässig, hat sich hier die weltbekannte slavonische Eiche auf diesem Sand-und Wasserbett entwickelt, die ihresgleichen sucht. Der Wald hat im Weiteren die Grundwasserhöhe stabilisiert und bildet so den Schutz für die Ackerbauflächen, was der Landbevölkerung hier die Lebensgrundlage sichert.

Der Wald ist ja nicht nur, wie heute meist vermutet, der Holzlieferant schlechthin, sondern die Wiege der Kräuter und auch der Gemüse; natürlich in ihrer wilden unkultivierten Form.

Des Weiteren wohnen hier die Pilze in symbiotischer Gemeinschaft mit den Bäumen als Fruchtkörper auf den Wurzeln und dem Waldboden im Feuchtklima, und unterirdisch im Flechtwerk des Wurzelverbundes.

Hier ist auch der Wohnort von etwa 70% der Tiere. Das Waldklima bildet praktisch für jedes Lebewesen ein idealer Aufenthaltsort, da Wetterschutz, bevorzugte Tarnmöglichkeiten und gute Feuchte Bedingungen für das Gedeihen von Nachwuchs unumgänglich sind. Die Jagd war immer Bestandteil der Landbevölkerung und eine Selbstverständlichkeit für die Bevölkerung Slavoniens.

 

„Wenn ich dir heute hier Holz verkaufe, dann sollst du wissen, dass dieses Holz aus der Pflege unserer Försterfamilie kommt.“ Ein Oberförster braucht insgesamt nach Fachausbildung eine 10 jährige Berufserfahrung und damit die Kenntnis der örtlichen Handlungsweise und Usancen zum Führen eines Forstwirtschaft Betriebes. Mit ca 30 Jahren sind diese Bedingungen meist erfüllt und er bleibt dann weitere 30 Jahre in aktivem Amt.

„Für diese Eiche, die ich dir heute verkaufe, hat es sich in etwa folgendermassen zugetragen:“

„Im Frühjahre 1889 übernahm mein Urgrossvater Goran als junger Oberförster von seinem Vorgänger das begehrte Forstwirschaftsamt hier in Novska. Dieser hatte im Winter zuvor 4 Parzellen zu je 12.5ha geschlagen und erfolgreich verkauft. Stehengelassen hat er ca. alle 40m ausgesuchte, feinrindige Mutterbäume für die Samenfolge. Diese sollen nun mindestens 10 Folgejahre Frucht streuen und Schutz für den gedeihenden Jungwald bieten.“

1901 fällt Goran in diesem Neuwald mit seiner Forstmannschaft die grossen sogenannten „Überständerbäume“, die ihren Dienst für das Fortbestehen dieser Waldparzellen erfüllt haben. Ein reicher Jungwuchs von bis zu 4m Höhe bevölkert nun den Waldboden. Eine riesige Vielfalt von Baumarten, trotz Bevorzugung der Eiche, schiesst üppig dem Licht entgegen.

1919 Die erste Durchforstung in diesem Waldstück steht an. Oberförster Goran mit seiner Forstmannschaft und auch seinem Sohn Neven, der im Folgejahr die Nachfolge seines Vaters antreten wird, schneiden geschickt mit Handsäge und Axt junge überflüssige Schosse von Ahorn, Ulmen, Buchen, Eschen und ziehen diese dann mit Seil und Pferden an den Waldrand um Feuerholz zu schneiden. Der Jungwald mit den geschonten Trieben der Eiche, und teils auch Hainbuchen, ragt schon etwa 12m in die Höhe.

1946 Unter Oberförster Neven erfolgt nun die wichtigste Durchforstung in dieser ehemaligen vier Jungwald Parzellen. Wie früher von seinem Vater Goran angelernt, und mittlerweile sehr erfahrene Oberförster entscheidet er nun, welche Eichen sich für den Hochwald (als zukünftige 1. Wahl) eignen und darin entfalten sollen. Die übrigen Eichen sowie praktisch alle Hainbuchen werden ausgeholzt und verkauft. Dieses sogenannte Durchforstungsholz hat einen eigenen Markt. Da diese Stämme zwischen 25-35cm Durchmesser aufweisen, sind sie für die Parkettherstellung sehr beliebt.

Diese Waldpflege ist harte Arbeit.

In ungefähr 5 Jahren (1951) wird Neven dieses Waldstück seinem Sohn und Nachfolger Milan übergeben, dem nun die Überwachung dieser Parzellen obliegt. (Anmerkung: Insgesamt beinhaltet der Forstwirtschaftskeis 69 Parzellen). Konkurrenz Situationen im Walddach (Baumkronen), mögliche Erkrankung durch Wasser-oder Lichtmangel, benötigen ein geübtes Auge. Milan hat dies von seinem Vater gelernt und mit geschickter Hand greift er wo nötig ein, wie ein Hirte in seiner Schafherde, um den edlen Wert aus der Pflege seiner Vorfahren zu erhalten.

1983 Die Zeit ist nun gekommen für die nächste Förstergeneration. Sein Sohn Davor, der junge Oberförster, tritt in die Fussstapfen und übernimmt die ganze Verantwortung über 69 Parzellen Forstwirtschaft. Er hat nun dann die Ehre, zum Schluss seiner Amtszeit die Ernte in den uns bekannten 4 Parzellen einzufahren.

1991 Doch in diesem Jahr wütet ein Sturm durch Slavonien, besonders in den Wäldern von Novska. Die Schäden sind zwar noch erträglich, doch unsere 4 Parzellen sind nicht ganz schadlos weggekommen. Zur jährlichen Waldpflege in den Parzellen, wo die Durchforstungs-Rhythmen anstehen, kommt nun die Rückung der gefallenen, oft noch unreifen, Bäumen dazu. Dies wirft das ganze „Pflegeprogramm“ um mindestens 2 Jahre zurück.

2015 unsere 4 Parzellen von 1889 werden gefällt. Wir kaufen auf indirektem Weg aus einer Gesamtpartie von 930fm Eiche, 186fm für unseren Bedarf heraus.

Davor übergibt 2017 sein Amt an den neuen Oberförster Matheuz Svilar. Matheuz führt ganz im Sinne seiner Vorläufer den Forstwirtschaftskreis weiter. Seine Reputation und sein Talent sind jetzt schon unbestritten. Er pflegt nun das „Gold Slavoniens“ mit bestem Wissen und Gewissen.“

 

 

Jakob Röthlisberger     

(Namen und Ort sind approximativ)

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